Die Deutsche Einheit und ihre Bedeutung für die Entwicklung von Deutschland und Europa werden an kaum einem anderen Ort in Hessen und Thüringen so deutlich wie auf Point Alpha. Von der „3. Oktoberfreude“ sprach deshalb der evangelische Regionalbischof Propst Tobias Schüfer aus Meiningen in seiner Festpredigt beim Ökumenischen Gottesdienst am „Tag der Deutschen Einheit“ im US Camp der Gedenkstätte Point Alpha. „Mit dem Blick auf das Unrecht der Vergangenheit kann mit großer Dankbarkeit auf die Gegenwart geschaut und mit Vertrauen auf Gott ein versöhnliches, friedliches Miteinander in der Zukunft geschaffen werden“, predigte der Bischof.
Gezielt hatte Schüfer seine Ausführungen mit Bezug auf die biblische Bergpredigt von Jesus unter das Thema „Sicher im Land wohnen“ gestellt, da genau vor 60 Jahren im Grenzgebiet mit der „Aktion Kornblume“ viele DDR-Bürger willkürlich durch das damalige SED-Regime umgesiedelt worden waren. Die Besucher waren beeindruckt und bewegt, vor allem als Marie-Luise Tröbs im Zwiegespräch mit dem Bischof die dramatischen Erlebnisse schilderte, als sie und ihre Familie aus Geisa zwangsausgesiedelt wurden. Die Wurzel waren ohne Vorankündigung gekappt, ein sicheres Wohnen im Land unmöglich geworden.
„Biografien wurden auf einen Schlag verändert, wie auch Orte und auch Kirchengemeinden. Darüber darf kein Gras wachsen. Wir müssen uns trauen zu reden und auch die eigene Schuld zu erkennen, es muss schonungslos aufgearbeitet werden“, forderte Schüfer. Der anschließend beschied, dass Versöhnung möglich sei und zum Kern des christlichen Glaubens gehöre. An seiner Seite hatte Schüfer die Konzelebranten Pater Binesh Mangalan und Dechant Markus Blümel für das Dekanat Hünfeld-Geisa, Pfarrer Harald Krüger vom evangelischen Pfarramt Vorderrhön Hohenroda sowie Pfarrer Alfred Spekker, amtierender Superintendent des Kirchenkreis Bad Salzungen Dermbach.
Zu Beginn hatte der Vorstandsvorsitzende der Point Alpha Stiftung Sebastian Leitsch die Besucher begrüßt und noch einmal die Dankbarkeit für 31 Jahre Deutsche Einheit herausgestellt. Mit den Einnahmen der Kollekte wird die wertvolle Arbeit der Tafeln in Hünfeld und Bad Salzungen unterstützt. Mit Gesang und E-Orgel trugen Rebecca und Ulrich Göb zur feierlichen, musikalischen Gestaltung des Ökumenischen Gottesdienstes bei. Der traditionelle Familientag im Anschluss an den Gottesdienst musste coronabedingt noch einmal entfallen, Bestens frequentiert waren im Anschluss allerdings die offenen Führungen durch die Ausstellungen der Gedenkstätte Point Alpha.